Ist es noch profitabel im Jahr 2019 mit Amazon FBA zu starten?

Sobald ich mich mit Freunden und Bekannten über das Geschäftsmodell Amazon FBA austausche, kommt schnell die Frage auf, ob es heute noch lohnenswert ist, in den Markt einzusteigen. Da die Frage nicht mit einem einfachen „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten ist, widme ich mich dieser heute mit diesem Blogeintrag. Zur Beantwortung der Frage werde ich wie Folgt vorgehen:

Zunächst beschreibe ich im ersten Teil die Ausgangslage und die Entwicklung des Marktes. Im Anschluss werde ich das Geschäftsmodell Amazon FBA genauer mit Hilfe einer SWOT-Analyse  (engl. Akronym für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken)) begutachten. Auf Basis dieser Untersuchung folgt ein Fazit, in dem ich die Ursprungsfrage beantworten und Handlungsempfehlungen aufführen werde.

Ausgangslage und Entwicklung

Im Folgenden werde ich die Ausgangslage und die Entwicklung des Geschäftsmodells Amazon FBA anhand einiger statistischer Auswertungen und Grafiken beschreiben.

Google Trends

Wir starten mit einem Google Trends-Chart, der das zeitliche Interesse der Keyword Kombination „Amazon FBA“ darstellt (vom 01.01.2004 bis zum 24.12.2018). Der Chart zeigt auf, dass das Interesse von Amazon FBA zum Jahr 2016 stark angestiegen ist, bis es ungefähr im Februar 2017 den Höhepunkt erreicht hat. Seitdem ist das Interesse – trotz Schwankungen – groß geblieben.

Anzahl der Händler

Die Anzahl der Händler ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Dies ist ein Indiz dafür, dass bei einer Zunahme an Wettberbern, schwieriger ist, Produkte in den vorderen Plätzen zu Listen.

Kommen wir zu den Zahlen:

Alleine im Jahr 2017 gab es weltweit eine Zunahme von rund einer Million neuen Händlern, die sich auf den Amazon Marketplaces angemeldet haben. Damit waren im Jahr 2017 insgesamt fünf Millionen Händler weltweit auf allen Plattformen registriert.

Neue Amazon-Händler auf den Amazon Marketplaces im Jahr 2017

Mehr dazu gibt es auf: https://www.wortfilter.de/wp/amazon-ueber-1-mio-neue-seller-in-2017/ 

Umsatz auf dem Amazon Marketplaces

Zwischenfazit

Über eine detaillierte Darstellung der Ausgangslage und Entwicklung der Amazon Marketplaces könnte man sicher haufenweise Bücher schreiben. Eine detaillierte Darstellung ist jedoch nicht Anspruch des Blogeintrags. Ich möchte lediglich zeigen, in welche grobe Richtung sich das Amazon FBA Business bewegt.

Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

  • Zeit Anfang 2016 ist das Interesse an Amazon FBA stark angestiegen
  • Zum Ende des Jahres 2017 gab es fünf Millionen Händler auf den Amazon Marketplaces
  • Alleine im Jahr 2017 haben sich eine Million neue Händler registriert
  • Stetig wachsende Umsätze
  • Im Jahr 2017 wurden 15 Milliarden Euro auf dem deutschen Amazon Marketplace umgesetzt

Analyse des Amazon FBA Geschäftsmodells

Stärken

SWAT Analyse Amazon FBA
SWOT-Anlayse zum Geschäftsmodel Amazon FBA

Auslagerung der Fulfillment Logistik

Es wird kein eigenes Warenlager benötigt, da die Lagerung, die Kommissionierung, die Verpackung und der Versand von Amazon durchgeführt wird. Durch den Wegfall dieser Aufgaben kann sich der Händler auf den Verkauf konzentrieren. Dadurch, dass der Händler nicht zwingend ein eigenes Warenlager benötigt, können zudem Miet- oder Finanzierungskosten eingespart werden.

Amazon ist der größte europäische Online-Marktplatz

Wie schon im Teil „Ausgangslage und Entwicklung“ aufgezeigt, sind die Amazon Marktplätze die umsatzstärksten Marktplätze in Europa. Das heißt,

Hohes Kundenvertrauen gegenüber Amazon führt zu guten Conversion Rates

Amazon ist den meisten Menschen ein Begriff. Das führt dazu, dass die Kunden der Plattform und gleichzeitig den Anbietern auf dem Marktplatz vertrauen. Weiter profitierst auch du als potenzieller Amazon Händler von Programmen wie „Amazon Prime“, da Kunden schneller und einfacher eine Bestellung auslösen können.

Reduzierung des Aufwands bei Retouren

Genau wie das Fulfillment, wickelt Amazon auch die Retourenprozesse ab. Dies spart dir eine Menge Nerven und Zeit.

Schwächen

Amazon FBA kostet etwas

Neben den Verkaufsgebühren von 15 % auf den Verkaufspreis, die immer anfallen – unabhängig davon ob der Händler den FBA-Service nutzt oder nicht – werden von Amazon zusätzlich für den FBA-Service Kosten beansprucht. Die Kosten sind davon abhängig wie groß und schwer das Paket ist, das von Amazon versendet werden soll. Eine Übersicht zu den FBA kosten findest du hier.

Profitable Nischen sind zum Teil schon sehr umkämpft

Wie schon aufgezeigt, ist die Anzahl der Amazon Händler in den letzten Jahren stark angestiegen. Das führte dazu, dass heute einige Nischen sehr umkämpft sind. Dies zeigt sich zum Beispiel durch hohe Anzahl von Bewertungen für bestimmte Nischen. Stell dir vor die ersten 10 Produkte in einer Nische haben zwischen 400 und 800 Bewertungen. In diesem Fall ist es schwer als Einsteiger Konkurrenzfähig zu sein, da sich die Kunden stark an der Anzahl und Qualität der Bewertungen orientieren. Bis man mit einem neuen Produkt derart viele Bewertungen erhält, muss viel Zeit und Arbeit investiert werden.

Eigenes Branding wird erschwert

Dadurch, dass Amazon den Versand abwickelt, wird es erschwert, das Branding der Marke aufzubauen. So ist es beispielsweise nicht möglich Flyer für Gutscheincodes, Aktionshinweisen o.Ä. mit in das Paket zu legen, weiter sind die Versandpakete von Amazon gebrandet. Dies führt dazu, dass Amazon selbst von den Kunden als Händler wahrgenommen werden kann.

Chancen

Amazon bietet die Möglichkeit zur Expansion auf die europäischen Marktplätze

Amazon erleichtert es, mithilfe des sogenannten paneuropäischen Versands, den Geschäftsbetrieb ins europäische Ausland auszuweiten. So kann eine Vielzahl von neuen potenziellen Kunden erreicht werden. Das folgende Erklärvideo erläutert das Prinzip anschaulich.

Volkswirtschaften, die erst jetzt einen eigenen Zugang zu den Amazon Marktplätzen erhalten

Erst seit November 2017 ist Amazon mit einem eigenen Marktplatz in Australien vertretet. Damit war Australien das 13. Land, das einen eigenen Amazon Marketplace für sich beanspruchen konnte. Es gibt immer wieder neue Möglichkeiten und Chancen von der Pike auf zu starten, wenn Amazon sein Geschäft in weitere Länder ausbreitet.

Nach wie vor steigende Kundenzahlen

Während auf der einen Seite die Anzahl der Verkäufer steigt, steigt nach wie vor die Anzahl der Neukunden und der Umsätze. Der Kuchen wird auch im Jahr 2019 größer – dies ermöglicht dir, als Händler eine Chance etwas von diesem Kuchen abzubekommen.

Der deutsche Staat will, gegen Steuersünder aus dem Ausland vorgehen

Im Kampf gegen Steuerbetrug im Online-Handel tut sich langsam etwas. Das ist eine große Chance, wenn du im Jahr 2019 mit Amazon FBA starten möchtest. Kurz zu den Hintergründen:

In den letzten Jahren gab es massig Fälle von Steuerbetrug auf den Online Marktplätzen wie Amazon oder Ebay. Vornehmlich Händler aus Fernost haben keine Umsatzsteuern an den deutschen Fiskus abgeführt. Dadurch haben die Händler einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, weil Produkte theoretisch 19 % günstiger angeboten werden könnte.

Um den Steuerbetrug auf den Online Marktplätzen einzudämmen, hat die Bundesregierung für das Jahr 2019 ein neues Gesetz verabschiedet, dass Online Plattformen stärker in die Pflicht nimmt.

Gefahren

Zunehmende Professionalisierung der chinesischen Händler

Viele Produktseiten chinesischer Händler weisen erhebliche Mängel auf:

  • Rechtschreibfehler im Produkttext
  • Produkttexte oder Bildbeschriftungen auf Englisch
  • Fehlende oder unteroptimierte Bulletpoints
  • Nicht für Amazon optimierte Produktbilder

… und, und, und. Das sind nur einige Punkte, die mir immer wieder auffallen. Es gibt also genug Dinge, die du als Händler besser machen kannst. Allerdings findet in China ein umdenken statt. Es gibt in China mittlerweile Agenturen, die den dortigen Händlern dabei unterstützen, ihre Produkte besser auf den internationalen Amazon Marktplätzen zu platzieren.

Zunehmender Wettbewerb kann verstärkt Preiskämpfe herbeiführen

Mit der weiteren Zunahme von Händlern und der beschriebenen Professionalisierung der chinesischen Händler besteht die Gefahr, dass ein zunehmender Preiskampf herbeigeführt wird.

Wachsende globale Spannungen

Solltest du vorhaben, Waren aus China zu importieren, besteht die Gefahr, dass ein eskalierender Handelskrieg zwischen den USA und China Einfluss auf deine Lieferkette hat.

Fazit & Handlungsempfehlungen

Wie du siehst, gibt es auf der einen Seite einige Gefahren und Risiken, auf der anderen Seite große Chancen, wenn du im Jahr 2019 mit Amazon FBA starten möchtest.

Hier für mich die wichtigsten Keyfacts:

  • Steigende Anzahl von Amazon Händlern
  • Amazon als größter Online Marktplatz
  • Branding wird bei dem Verkauf bei Amazon erschwert
  • Zum Teil massiver Preiskampf
  • Neues Umsatzsteuergesetz zur Eindämmung von Steuerbetrug
  • Nach wie vor viele Produkte unteroptimiert

Unter Berücksichtigung dieser Keyfacts habe ich die folgenden Handlungsempfehlungen herausgearbeitet:

Vermeide Private Labeling

Produkte aus China importieren, ein eigenes Logo aufdrucken und das ganze direkt in ein Amazon Zentrallager schicken.

Während diese Vorgehensweise vielleicht noch vor einigen Jahren funktioniert hat, rate ich heute davon ab. Damit wirst du dich nicht von der breiten Masse absetzten können. Da das Angebot in vielen Nischen groß ist, ist heute eine kreativere Herangehensweise erforderlich.

Suche dir Produkte oder Nischen, in denen du das Potenzial erkennst, sich von der Konkurrenz absetzen zu können.

Schau dich auch bei europäischen Lieferanten um

Für viele, die mit Amazon FBA starten wollen, ist es selbstverständlich:

„Produkte werden in China eingekauft.“

Klar, in China wirst du oftmals den günstigsten Einkaufspreis erzielen können und ich möchte dir vom Einkauf in China auch nicht grundsätzlich abraten. Ich empfehle dir allerdings zu prüfen, ob es nicht auch deutsche oder europäische Lieferanten gibt, die ebenfalls infrage kommen. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Geringere Versandkosten
  • Reduzierung des Haftungsrisikos
  • Schnellere Lieferzeit
  • Ggf. Möglichkeit zur Übernahme der Qualitätsführerschaft
  • „Made in Germany“ als Verkaufsargument
  • Das Risiko, das globale Spannungen dein Business beeinflussen, wird reduziert

Die Webseite https://www.wlw.de/ ist meine erste Anlaufstelle zur Auffindung von deutschen Lieferanten – vorbeischauen kann sich lohnen.

Investiere genügend Zeit in die Produktrecherche

Abraham Lincoln triff mit seinem Zitat das, was ich dir sagen möchte. Investiere deine Zeit in die Produktrecherche und überlege, – ich kann mich nur wiederholen – wie und ob du dich mit deinem Produkt von der Konkurrenz absetzen kannst.

Wenn ich acht Stunden Zeit hätte um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen.


Abraham Lincoln

Wenn du diese von mir beschriebene Vorarbeit leistet und du ausarbeitest, an welcher Stelle du dir Alleinstellungsmerkmale bilden kannst, dann ist es auch noch im Jahr 2019 lohnenswert mit Amazon FBA zu starten.


Wie ist deine Meinung dazu? Denkst du, dass man heute noch erfolgreich Amazon FBA starten kann? Ich freue mich sehr auf deine Meinung.

1 Gedanke zu „Ist es noch profitabel im Jahr 2019 mit Amazon FBA zu starten?“

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